Student sein – nicht nur studieren!
Nach diesem Leitspruch lebt das Corps Lusatia seit 1807. Natürlich steht gerade bei uns das Studium an erster Stelle. Aber wir schaffen uns genügend Freiraum, um unsere Freizeit in studentischer Weise auszufüllen.
Vorträge
Lusatia nahm 1928 „Herrenabende“ in ihr Programm auf. Inzwischen heißen sie „Vortragsabende“ oder „Workshops“, und auch Studentinnen sowie nicht-studierende Mitbürger sind herzlich eingeladen. Unter den Vortragenden finden sich Bürgerrechtler, Ärzte, Wissenschaflter, Wirtschaftsführer, Spitzenbeamte und Politiker. Auch die Aktiven des Corps haben die Möglichkeit, sich mit Vorträgen einzubringen und ihre Präsentationsfähigkeiten zu schulen. Die Vielfalt und Qualität des Programms erkennt man leicht:
Die Reichsgründung vor 150 Jahren – Militärische und politische Hintergründe der Kaiserproklamation in Versailles.
Rechtsanwalt Hans Lipp, Militärhistoriker, München. Wintersemester 2020/21.
Startups & Selbstständigkeit.
Aus der Praxis des Unternehmensgründers Hutmacher, Wintersemester 2020/21.
Studienfahrt auf der Via Regia.
Lausitzer-Radtour in die schlesische Hauptstadt, Sommersemester 2020.
Traditionelles Liedgut.
Rechtsanwalt Hans Lipp, Militärhistoriker, Leipzig, Wintersemester 2019/20.
Der Anwalt im Rechtsgefüge.
Rechtsanwalt Friedbert Stiewe, Vorsitzender des Anwaltsvereins, Leipzig, Wintersemester 2019/20.
Flugtraining im Kabinensimulator.
Schulung im Flugtrainingscenter Essen, Wintersemester 2019/20.
Nähseminar für Medizinstudenten.
Dr. Ralf Peuckert, Bautzen, Wintersemester 2019/20.
Mensur
Studentisches Fechten früher
Die einst vom Rittertum und von bürgerlichen Fechtergilden gepflegte Fechtkunst hat sich in Leipzig über Jahrhunderte hinweg als studentische Standessitte erhalten. So stand auch der Jurastudent Johann Wolfgang Goethe 1767 einem anderen Leipziger Studenten im Zweikampf gegenüber. An die Stelle der bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts üblichen Raufhändel trat die Mensur, bei der sich gleichwertige Fechter unter Einhaltung strengen Reglements gegenüberstehen. Der Begriff leitet sich vom lateinischen „mensura“ ab und bezeichnet den Abstand zwischen den beiden Fechtern. Zur Wahrung der Fairness ist stets ein „Unparteiischer“ als eine Art Schiedrichter und ein Mediziner („Paukarzt“) zur schnellen Versorgung etwa auftretender Verletzungen dabei.
Die Mensur heute
Manch einer bezeichnet die Mensur als Extremsport der Studentenverbindungen. Im Gegensatz zu den gängigen Sportarten gibt es bei unserem akademischen Fechten keinen Gewinner oder Verlierer. Die Mensur besteht, wer die Extremsituation mit Mut und Selbstbeherrschung bewältigt. Dabei kann man auch mal über sich hinauswachsen und zeigen, wie sehr man hinter seinem Bund steht, frei nach dem Motto „Taten sagen mehr als Worte“.
Das Gemeinschaftserlebnis schweißt die Corpsbrüder enger zusammen – wie bei einem Boxkampf hat jeder Fechter auf seiner Seite die Corpsbrüder, die ihm in dieser Situation zur Seite stehen und ihn moralisch unterstützen. Die gleiche Unterstützung, der er sich auch sonst immer gewiss sein kann. Sehr darauf bedacht, Verletzungen vorzubeugen, trainieren wir das Fechten bis zu fünfmal in der Woche, einmal unter fachgerechter Anleitung durch einen Berufsfechtmeister. Die Übungsstunden sind so festgelegt, daß sie sich mit den Studienplänen der Aktiven vereinbaren lassen.
Kneipe
Die Kneipe ist eine von allen Verbindungen gepflegte Tradition, die in ihrer Art von den Semesterpartys, wie man sie kennt, erheblich abweicht. Wir Aktiven feiern sie unter Leitung des Seniors in geselliger Runde mit unseren Alten Herren, weiteren Korporierten und Gästen. Sie ist durch Reden und Lieder geprägt, die je nach Anlass vor allem im inoffiziellen Teil auch besonders heiter und fröhlich ausfallen können. Alte studentische Trinkbräuche wie die Zeremonie des „Salamanders“ werden hier gepflegt. Im Ablauf unterscheidet sich unsere Kneipe von den gleichnamigen Veranstaltungen anderer Verbindungen. Diesen „Lausitzer Stil“ muß man an Ort und Stelle erleben!
Eine feierliche Kneipe in größerem Rahmen ist der Kommers. Den Höhepunkt unseres jährlichen Stiftungsfestkommerses bildet der „feierliche Landesvater“. Mit diesem aus dem 18. Jahrhundert überlieferten studentischen Brauch wird unter feierlichem Gesang und Durchstechen der Mützen die Treue zur corpsbrüderlichen Gemeinschaft beschworen.
Lieder
Heutzutage kennt die Masse der deutschen Studenten keine Studentenlieder mehr. Zugegeben: ein Teil der im „Allgemeinen Deutschen Kommersbuch“ (erste Auflage 1858) enthaltenen Lieder erscheint allzu stark einem verflossenen Zeitgeist verhaftet zu sein, andere aber sind modern wie eh und je. Als geschichtsbewusste Studenten singen wir gern die schon von unseren Vor-Vätern im Corps seit 1807 auf den Kneipen begeistert angestimmten Lieder. Auf die Pflege des reichen studententischen Liedguts legt Lusatia besonderen Wert. Im Gegensatz zu anderen Korporationen, die auf ihren Kneipen nur ein Standardprogramm weniger Lieder absolvieren, wollen wir eine breite Palette schöner alter Studentenlieder kennenlernen und singen. Dazu geben wir ein eigenes Liederheft heraus, das laufend nach etwa drei Semestern um neue Lieder bereichert wird.
Trinklieder des ehemaligen Leipziger Studenten Johann Wolfgang Goethe sind dabei, Freiheitslieder aus unserer Gründungszeit ebenso wie das international bekannte „Gaudeames igitur“ . Jährlich auf dem Stiftungsfestkommers singen wir die in alter Zeit von Lausitzern zu Ehren unserer Stifter und unserer Farben verfaßten Lieder, die keine „tierisch ernsten“, sondern eher humoristische Züge tragen. Einen hohen Stellenwert besitzt das erstmals von unseren Kriegs- und Nachkriegsaktiven begeistert gesungene Trutzlied „Nein, ihr könnt uns nicht begreifen“. An die neuere Geschichte erinnert das bei unserer Rückkehr nach Leipzig 1990 gesungene Lied „Start in Leipzig“, dessen zweite Strophe bereits 1988 in der „DDR-Verbindung“ Kröllwitzer SC zu Halle angestimmt wurde.
Start in Leipzig
O alte Burschenherrlichkeit,
du bist noch nicht entschwunden!
Jetzt kehrst du wieder, goldne Zeit,
so froh und ungebunden!
In Leipzig hallt Kommersgesang
und auch des Glockenschlägers Klang.
Und den laßt fest uns halten!
Wir bleiben stets die alten.
Es braust ein Ruf von Haus zu Haus
in Jena, Leipzig, Halle,
in Greifswald, Tharandt, Rostock auch,
wo wir studieren alle.
Vom Rhöngebirg zum Oderhaff
wird wiederum gekneipt recht brav
so wie in alten Zeiten
– und das in unsren Breiten!
Drum Brüder reichet euch die Hand,
damit es sich erneure,
der alten Freundschaft heilges Band,
das alte Band der Treue.
Lusatia soll in Leipzig stehn,
mit Burschen, Füchsen neu erblühn!
Lusatia möge wachsen
als älteste in Sachsen!